Immer mehr Kinder und Jugendliche in Mecklenburg-Vorpommern stark übergewichtig

Immer mehr Kinder und Jugendliche sind in Mecklenburg-Vorpommern übergewichtig. Nach BKK-Daten ist heute jedes 18. Kind bzw. Jugendlicher bis 17 Jahre (5,4%) stark übergewichtig bzw. fettleibig. Im Jahr 2009 waren es noch 17 % weniger. In absoluten Zahlen bedeutet der Anstieg, dass zehn Jahre später knapp 450 Kinder und Jugendliche mehr mit dem Risiko für Folgeerkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen leben.

Hochgerechnet auf alle gesetzlichen Krankenkassen entspricht dies in absoluten Zahlen 13.700 Kindern und Jugendlichen in M-V. Die Zahl der stark übergewichtigen (adipösen) Kinder und Jugendlichen stieg auch in Hamburg um 15% und in Schleswig-Holstein um 14 %. Allerdings sind in Mecklenburg-Vorpommern fast doppelt so viele 18jährige fettleibig, wie in Schleswig-Holstein. Bei den Mädchen in M-V ist die Altersgruppe der 10jährigen am stärksten, bei den Jungs am häufigsten die 12jährigen von Adipositas betroffen.
Wohin die Entwicklung im Erwachsenenalter führen kann, zeigen weitere BKK-Auswertungen. Wenn alle Maßnahmen zur Gewichtsreduktion scheitern, ist die letzte Option oft die Verkleinerung des Magens, der Magenballon oder das Magenband. Im Jahr 2018 haben in Mecklenburg-Vorpommern knapp 300 Adipositas-OP‘s bei Erwachsenen stattgefunden, 20% mehr als 2008. Im Bundesschnitt ist die Anzahl der Eingriffe im Vergleich zum Jahr 2008 sogar um 160% gestiegen.

Damit es gar nicht soweit kommt ist es wichtig, frühzeitig Spaß an Bewegung und gesunder Ernährung zu vermitteln. Auch müssen Verbraucher beim Einkauf erkennen können, was sie in den Einkaufswagen legen. Dr. Dirk Janssen, stellv. Vorstand des BKK-Landesverbandes NORDWEST: „Die bisherigen Inhaltsstoffangaben können nur mit der Lupe und mit Kenntnissen in der Lebensmittelchemie gelesen und verstanden werden. Wir begrüßen daher die von der Bundesregierung beschlossene Lebensmittelkennzeichnung mit dem Nutri-Score.“

Was in anderen Ländern wie Frankreich seit 2017 möglich ist, soll ab 2020 auch für Deutschland gelten: Unternehmen können dann ihre Produkte kennzeichnen, so dass der Verbraucher leichter erkennt, ob ein Nahrungsmittel „gut“ oder „schlecht“ ist.

Janssen: „Die Sache hat allerdings einen Haken: Die Lebensmittelkennzeichnung ist für Unternehmen freiwillig. Während beispielsweise in Ecuador sämtliche Lebensmittel anschaulich hinsichtlich ihres Zuckergehalts gekennzeichnet sind, ist dies in Deutschland auch in Zukunft fraglich.“ Janssen weiter: „Es ist nicht zu akzeptieren, dass der Verbraucherschutz in Deutschland einen schlechteren Stellenwert hat als anderswo. Die Bundesregierung muss sich auf europäischer Ebene dafür einsetzen, dass dies verbindlich passiert.“