Immer mehr Kinder und Jugendliche sind in Schleswig-Holstein übergewichtig.

Nach BKK-Daten ist heute jedes 27. Kind bzw. Jugendlicher bis 17 Jahre (3,7%) stark übergewichtig bzw. fettleibig. Im Jahr 2009 waren es noch 17 % weniger. In absoluten Zahlen bedeutet der Anstieg, dass zehn Jahre später knapp 450 Kinder und Jugendliche mehr mit dem Risiko für Folgeerkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen leben.
Hochgerechnet auf alle gesetzlichen Krankenkassen entspricht dies in absoluten Zahlen 20.000 Kindern und Jugendlichen. Die Zahl der stark übergewichtigen Kinder und Jugendlichen stieg auch in Hamburg um 15 % und in M-V um 17 % – insgesamt sind dort 4,3 bzw. 5,3 % von Adipositas betroffen.

Besonders betroffen ist in Schleswig-Holstein die Altersgruppe der 11-13jährigen, Jungs etwas stärker als Mädchen. Unter-schiede gibt es auch zwischen Stadt und Land. In großen Städten liegt der Anteil adipöser Kinder und Jugendlicher rund 40% höher, als in ländlichen Gebieten Schleswig-Holsteins.
Wohin die Entwicklung im Erwachsenenalter führen kann, zeigen weitere BKK-Auswertungen. Wenn alle Maßnahmen zur Gewichtsreduktion scheitern, ist die letzte Option oft die Verkleinerung des Magens, der Magenballon oder das Magenband. Im Jahr 2018 haben in Schleswig-Holstein knapp 300 Adipositas-OP‘s bei Erwachsenen stattgefunden – doppelt so viel wie 2008.
Damit es gar nicht soweit kommt ist es wichtig, frühzeitig Spaß an Bewegung und gesunder Ernährung zu vermitteln. Verbraucher müssen beim Einkauf erkennen können, was sie in den Ein-kaufswagen legen. Dr. Dirk Janssen, stellv. Vorstand des BKK-Landesverbandes NORDWEST: „Die bisherigen Inhaltsstoffan-gaben können nur mit der Lupe und mit Kenntnissen in der Le-bensmittelchemie gelesen und verstanden werden. Wir begrüßen daher die von der Bundesregierung beschlossene Lebensmittelkennzeichnung mit dem Nutri-Score“. Was in anderen Ländern wie Frankreich seit 2017 möglich ist, soll ab 2020 auch für Deutschland gelten: Unternehmen können dann ihre Produkte kennzeichnen, so dass der Verbraucher leichter erkennt, ob ein Nahrungsmittel „gut“ oder „schlecht“ ist.

Janssen: „Die Sache hat allerdings einen Haken: Die Lebensmittelkennzeichnung ist für Unternehmen freiwillig. Während bei-spielsweise in Ecuador sämtliche Lebensmittel anschaulich hin-sichtlich ihres Zuckergehalts gekennzeichnet sind, ist dies in Deutschland auch in Zukunft fraglich.“ Janssen weiter: „Es ist nicht zu akzeptieren, dass der Verbraucherschutz in Deutschland einen schlechteren Stellenwert hat als anderswo. Die Bundesregierung muss sich auf europäischer Ebene dafür einsetzen, dass dies verbindlich passiert.“