Unter dem Motto „Pflege der Zukunft statt Zukunft ohne Pflege“ fand am (Montag), 7. Oktober in der Essener Kreuzeskirche der diesjährige Herbstkongress statt, zu dem der BKK-Landesverband NORDWEST Akteure und Netzwerkpartner aus dem Pflege- und Gesundheitssektor eingeladen hat.

Auf der Agenda standen Themen wie die Weiterentwicklung der Pflegeberufe, mit Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerates, Digitale Innovationen mit Vertretern von bundesdeutschen Start-up Unternehmen für den Pflegebereich, aber auch Themen wie die Rolle des Ehrenamts im Pflegeheim mit örtlichen Vertretern der Katholischen Pflegehilfe e.V. Essen.

Dr. Dirk Janssen, Vorstand des BKK-Landesverbandes NORDWEST: „Die demografische Entwicklung, der Fachkräftemangel und die steigende Zahl der Pflegebedürftigen dulden keinen Aufschub. Die langfristigen Aussichten sind verheerend. Die Sicherstellung der pflegerischen Versorgung ist bedroht. Doch es gibt hoffnungsvolle Ansätze, wie der Pflegeberuf attraktiver gestaltet und die Pflege durch Digitalisierung und KI in Zukunft innovativ umstrukturiert wird.“

Der BKK-Landesverband NORDWEST fordert daher einen Paradigmenwechsel. Anstelle kurzfristiger politischer Flickschusterei müssen die Probleme jetzt angegangen werden. Es könne nicht sein, dass die Politik den Bundeszuschuss zur Pflegeversicherung bis 2027 auslaufen lassen will und die Zuschüsse nahezu beliebig nach Haushaltslage vergebe. Insbesondere gilt es jetzt, dass die Menschen dabei unterstützt und befähigt werden müssen, möglichst lange ein selbstständiges Leben zu führen. Dazu zählt „Pflege“ ressort-übergreifend und in allen Lebenslagen mitzudenken, zum Beispiel bei der Gestaltung von Quartieren. Janssen: „Hier benötigen wir ein funktionierendes Casemanagement von allen Beteiligten“.

Aber auch die Prävention in allen Lebensphasen ist wichtig. Dass Gesunde Ernährung und Bewegung bereits von der Kindheit an hilft, spätere Pflegebedürftigkeit zu vermeiden, wird viele überraschen. Janssen weiter: „Die sich immer mehr verbreitende Diabetes (Typ II) erhöht das Pflegerisiko in späteren Jahren um 50%!“

Der Anteil der Menschen in der Bevölkerung mit altersbedingter Multimorbidität wird weiterwachsen. In den nächsten Jahren werden ohne lebenslange Prävention immer mehr Menschen darüber hinaus an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Depressionen und Demenz erkranken.

Gaby Erdmann, stellv. Vorständin des BKK-Landesverbandes NORDWEST: „Die nachhaltige Ausrichtung der Pflege wird immer dringlicher. Hierbei geht es nicht nur um den schonenden Umgang mit Ressourcen und die Reduzierung von Treibhausgasemissionen, sondern vor allem um die Sicherung einer sozial gerechten und menschenwürdigen Pflege.“

So beeinflusst der Lebensstil, soziale Faktoren, Umwelt- und Klimafaktoren direkt die Gesundheitsrisiken und damit auch zukünftige Pflegebedarfe.

Bis 2030 wird die Zahl der Pflegebedürftigen auf 6,1 Mio. steigen. Für 2025 wird für die soziale Pflegeversicherung ein Minus von 4,4 Mrd. Euro prognostiziert.

 

O-Ton-Kurz-Statements:

Diana Heinrichs, CEO und Gründerin von Lindera:

„Wenn wir gemeinsam Patientenpfade und Ziele definieren und voneinander lernen, hilft uns Künstliche Intelligenz dabei, Versorgungslösungen bezahlbar zu machen. Die technikaffinen Betriebskrankenkassen können Vorreiter sein.“

Bodo de Vries, Geschäftsführer des Alters-Instituts:

„Die Deutung der Veränderungen in der Altenhilfe als Konsequenzen aus dem demografischen Wandel sind unzureichend und Teil des aktuellen Politikversagens. Für einen umfassenden gesellschaftlichen Wandel müssen wir endlich die Chancen nutzen, die ein gelungenes Quartiermanagement und die entsprechende Quartiergestaltung für pflegebedürftige Menschen, deren Angehörige und ein erweitertes soziales Umfeld bieten. Hier braucht es ein organisches Miteinander, das Mobilität, Kommunikation, Gesellschaft, fachliches Angebot miteinander vernetzt“.

Alexander Hubov, Vorstand Care for Innovation e.V:

„Care for Innovation e.V. vereint über 120 Mitgliedsunternehmen aus 7 Ländern, die gemeinsam an digitalen Lösungen für die Pflege arbeiten. Wir sind überzeugt, dass die Digitalisierung eine entscheidende Rolle spielt, um den Herausforderungen der altern-den Gesellschaft zu begegnen und die Pflege zukunftsfähig zu gestalten.“

Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerates:

„Die Erweiterung der Handlungskompetenz für die beruflich Pflegenden und die Mitsprache im Gesundheitssystem sind zwei Schlüsselentscheidungen, die der Gesetzgeber fällen muss. Die Pflege ist dafür schon lange bereit.“

Kathrin Borowczak, Einrichtungsleiterin SZ St. Martin Essen:

„Ehrenamt macht Spaß! Wir brauchen mehr mediale Unterstützung, damit die Möglichkeiten und Chancen mit der „Pflegeoffensive: Lust statt Frust“ Allgemeingültigkeit bekommt. Durch die APP „NYBY“ konnten z.B. im Seniorenzentrum St. Martin in Essen viele Ehrenamtliche gewonnen werden.“

 

Der BKK-Landesverband NORDWEST ist die Interessensvertretung der Betriebskrankenkassen und schließt für die Versicherten in NRW, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern die Versorgungsverträge mit den Partnern im Gesundheitswesen.

www.bkk-lv-nordwest.de

 

Ansprechpartnerin:

Karin Hendrysiak, Pressesprecherin

Tel.: 0201/179-1511, Mobil: 0170/9235426 E-Mail: Karin.Hendrysiak@bkk-nordwest.de